Es ist nicht alles Gold, was glänzt

Nur weil jeden Tag die Sonne scheint, heißt das nicht, dass wir automatisch aufhupfen, ein paar “crazy dance moves” machen und uns vor lauter Freude in die Arme fliegen.

Jeden Morgen mit den Kindern zu kuscheln, das ist schön. Dafür haben wir hier Zeit. Alex und ich müssen uns nicht rausputzen. Wir streifen uns nur schnell eine Hose und ein Shirt über und richten für die Kinder die Jause her. Das ist das Einzige, was gemacht werden muss. Jause für die erste Pause um 10 Uhr und für die zweite Pause um 12 Uhr. Ansonsten sind wir entspannt und haben selbst keinen Zeitdruck.

Yasmin aus Isreal, Mama von Yannai und Reef, die mit Ihrem Mann seit über einem Jahr in Mexiko lebt - vorher auf der Isla Cozumel und jetzt in Playacar - meinte zuletzt: “Die Leute glauben, nur weil wir hier in der Sonne sind inklusive Strand und Meer vor der Tür, dass wir deshalb im Paradies leben.”

Yasmin ist nicht glücklich. Sie war diejenige, die sich am allerersten Schultag hastig zu mir umdrehte und fragte, ob es nicht eine WhatsApp Gruppe gibt, wo sich die Eltern austauschen könnten. Sie und ihr Mann haben drei Kinder, zwei davon im Kindergarten, eines noch Zuhause. Ihr Mann arbeitet “remote”, also von Zuhause aus und verlässt die Wohnanlage nicht, da von Wohnung, über Pool bis hinzu Fitnessstudio und seperate Büroräumlichkeiten alles vorhanden ist. Sie, wie sie sagt, verbringt den Tag damit, Einkäufe zu erledigen, zu kochen und zu putzen. Die Nanny ist von 7 Uhr morgens bis 8 Uhr abends da und umsorgt die Kleine. Yasmin könnte es sich doch schön machen? Zumal sie eine Nanny hat. Aber so komfortabel das auch sein mag, wenn du deine Familie und die Freunde und generell deine Heimat vermisst, kann nützt dir auch keine Haushaltshilfe.

Wir haben es schön hier. Das Haus hat 3 Schlafzimmer und 3 Bäder, wir haben eine große Küche und ein Wohn-Esszimmer. Die Terrasse grenzt an den Garten und den Pool. Wir können jederzeit an den Strand und ans Meer und an den Wochenenden mieten wir uns ein Auto und erkunden die Gegend. Echt cool! Und ich bin gewiss, wir werden vieles davon vermissen.

In vollen Zügen geniessen

Wir vermissen aber auch in vielen Belangen unsere Heimat. Uns fehlt die Schönheit der Umgebung. Uns fehlt die Sauberkeit. Uns fehlen die schönen Gebäude und die historischen Städte. Die, wo sich die Schönheit nicht rein auf einen Hauptplatz beschränkt, sondern die gesamte Stadt sehenswert ist. Uns fehlt das Schwarzbrot. Aber am meisten würde mir - würden wir unser Leben an der Karibikküste Mexikos verbringen - die Vielfalt an Möglichkeiten fehlen. Ein Spaziergang über den Mondseer Gaisberg in den Ort, eine Fahrradtour entlang der Drachenwand, eine Wanderung auf die Lärchenhütte und das Treffen auf ein Kaffetscherl mit Freunden in der Stadt Salzburg.

Obwohl ich den Winter nicht so sonderlich mag, zu kalt, viel zu viel Kleidung, würde ich auch die Jahreszeiten vermissen. Sie könnten für mich persönlich in abgeschwächter Form auftreten, aber ein hübscher Frühlingstag oder ein sonniger Herbsttag, lässt schon Freude aufkommen.

Da wir allerdings in wenigen Monaten wieder die Heimreise antreten, werden wir all das, was wir Zuhause nicht mehr erleben dürfen, hier noch in vollen Zügen genießen.

Und das lässt sich mittlerweile ganz gut, da auch in unserem Tagesablauf mehr Routine drin ist. Morgens bringt Alex die Kinder hintereinander mit dem Fahrrad zur Schule, da sie zu etwas unterschiedlichen Zeiten dort sein müssen. Danach gehen wir Montags, Mittwochs und Freitags ins Fitnessstudio. Zweimal war ich bisher im Fitnessstudio in Österreich eingeschrieben. Dabei ist es aber auch geblieben. So habe ich meinen Teil zur Erhaltung des Studios beigetragen. Mein innerer “Schweinehund” ist groß und macht sich ordentlich breit. Aber hier, zu zweit, gehts.

Zudem habe ich mir für unseren Aufenthalt hier drei Dinge vorgenommen: Sport zu treiben - das geht doch, wenn es jeden Tag schön ist, oder? Meine Unterlagen und Methoden aus der LSB durchzuarbeiten, um mich für meine Selbstständigkeit vorzubereiten und zu Schreiben. Letzteres mache ich seit Beginn an ganz konsequent. Die Methoden aus der LSB und Mentaltraining arbeiten wir gemeinsam durch, da Alex - genauso wie ich - sein Angebot zusammenfasst und bei unserer Rückkehr seine Selbstständigkeit als Mentaltrainer und Coach vorbereiten wird. Und Sport betreiben wir nun im Fitnessstudio. Hat eine Weile gedauert, aber lieber spät, als nie. Dazwischen genießen wir das, wovon wir Zuhause weniger haben werden. Wir sitzen bei Café und Jugo Verde, ratschen, genießen die Wärme und schlendern durch die Straßen.

Zurück in der Heimat gehts dann ohnehin wieder rund. Ich kehre in meinen Job an der Schule in Mondsee zurück, den ich sehr gerne mag, da ich mich mit vielen Kollegen und Kolleginnen austauschen darf. Außerdem wird mein Sohn Lenny noch sein zweites Halbjahr an der Schule absolvieren und dann startet unsere Rosa in der ersten Klasse. Schön, wenn du in der Arbeit täglich deine Kinder sehen darfst. Zudem werde ich hoffentlich viele KlientInnen nachmittags in meiner Praxis empfangen und sie ein Stück weit auf ihrem Weg begleiten. Alex startet seine Selbstständigkeit und darf darüber hinaus künftig das Damen-Bundesliga-Team vom FC Bergheim trainieren.

Somit gibt es momentan nur eine Möglichkeit. Die Zeit hier in Mexiko in vollen Zügen aufzusaugen, Kraft und Energie für unsere Vorhaben zu tanken und die Vorfreude auf das was noch kommen mag, zu genießen.

Zurück
Zurück

Abenteuer, Härtetest und Dankbarkeit

Weiter
Weiter

Per “Sie” mit Mama und Papa