Abenteuer, Härtetest und Dankbarkeit

Es ist zwar schon eine Weile her, aber phasenweise überkommt mich immer noch das Gefühl, dass ich hatte, als wir noch im Biosphärenreservat in Sian Ka´an waren. Auf dem Bootstrip mit unserem Guide Charlo, von dem ich in einem meiner letzten Blogs berichtet hatte, spürte ich ein großes Gefühl von Dankbarkeit.

Um 10 Uhr morgens sind wir bei Charlo in sein kleines, aber schnelles Boot gestiegen und sind raus aus der Lagune aufs offene Meer gebraust, um dort Delphine und Schildkröten zu suchen. Gesucht, gefunden! Es ist ein ganz besonderes Erlebnis, wenn die Schildkröten ihr kleines Köpfchen über die Wasseroberfläche strecken, was sie ungefähr alle 5 Minuten machen, um zu atmen.

Es war herrlich. Ich liebe es, das Wasser und die Wellen beim Bootfahren zu spüren. Es hat zwar auch seinen Reiz, einen Trip auf einem Katamaran oder größeren Schiff zu unternehmen, aber das Gefühl auf einem kleinen Boot, von dem du die Möglichkeit hast während der Fahrt die Hand ins Meer zu strecken, wo dir immer wieder das Wasser ins Gesicht spritzt und du jede Bewegung der Wellen mitbekommst, fühlt sich für mich lebendiger an.

Ich denke das liegt daran, dass ich als Kind das große Glück hatte mit meiner Familie so viele Jahre die Urlaube, bis zu 4-5 Wochen am Stück, in Kroatien zu verbringen. Campingurlaube am Meer und das Schlauchboot quasi vor der Wohnmobiltüre geankert. Wir sind zwar mit unserem mobilen Heim auch in anderen Ländern unterwegs gewesen, aber in meiner Erinnerung haben sich die Ferien im südlichen Kroatien mit all seinen vorgelagerten Inseln abgespielt. So oft, sodass sich mit den Kindern des Campingplatzbetreibers Freundschaften entwickelt haben und ich seither auf Kroatisch bis 100 zählen kann.

Dankbar für die Freude am Abenteuer

Als wir auf unserem Bootstrip in Sian Ka´an so über das Wasser brausten, hatte ich genau dieses Gefühl von Freiheit und Abenteuer wieder, das ich als Kind ohne Verantwortung haben durfte. Ein wunderschöner Moment, der mir die Tränen ins Gesicht drückte und mich von oben bis unten mit Dankbarkeit erfüllte.

Dankbar für die Großzügigkeit, die Unkompliziertheit und die Abenteuerlust meiner Eltern. Wären meine Eltern nicht gerne unterwegs gewesen und hätten sie uns, meiner Schwester und mir, nicht beigebracht auch mit einfacheren Verhältnissen zurecht zu kommen, dann hätte ich wahrscheinlich vieles nicht entdecken können. So landest du schon mal mit einem etwas “abgehausten” Zelt auf einer einsamen Insel und hörst die Ratten in der Nacht mit unseren leeren Fischdosen, die wir ohne groß darüber nachzudenken vor der Zelttüre stehen ließen, klimpern. Und am Morgen öffnest du den halb vorhandenen Reißverschluss und direkt davor wartet der Esel, um begrüßt zu werden. Oder die 15 cm große Gottesanbeterin auf dem Stein am Strand, vor der ich gefühlt eine Ewigkeit sitzen blieb, weil sie mich so derartig faszinierte.

Aber was mir zudem ein sehr großes Gefühl von Freiheit gegeben hat, waren unsere unzähligen Wasserskiausflüge. Seil hinten ans Boot angehängt, Ski angeschnallt und schon gings los. Am meisten Freude hatte mein Vater daran, als einer von uns hinten angeseilt nach rechts oder links außen fuhr, in die andere Richtung zu lenken. In dem Moment erhöhte sich die Geschwindigkeit rasant und du hast alle Kraft gebraucht, um den Härtetest zu bestehen und nicht ins Wasser zu stürzen. Als ich die Veränderung der Richtung bemerkte, trieb es mir jedes Mal so etwas wie Lachen und Weinen zugleich ins Gesicht. Aber irgendwann kommt dann der Augenblick, da wartest du schon auf die Herausforderung und freust dich darüber.

Ich liebe Herausforderungen und ich liebe Veränderungen. Das beginnt damit, dass ich die verschiedensten Wege in die Arbeit nehme, sofern es die Infrastruktur zulässt (in Wien war das so), erstreckt sich über die Veränderung in unseren eigenen 4 Wänden, die ich immer wieder vornehmen muss, um meiner Leidenschaft nach Abwechslung nachzukommen und geht soweit, dass wir nun eine Veränderung unserer Lebensumstände (Land, Haus, Schule, Job, Menschen, …) für einige Zeit vorgenommen haben.

Die Grundlage dafür liegt einerseits in meiner Natur, meiner Numerologie und meinem Human Design und andererseits wurde der Wunsch nach Veränderung, Herausforderung und Abenteuer schon in der frühen Kindheit mit all unseren Unternehmungen und Reisen gesät. So ist es nur allzu verständlich, dass ich dann als junge Frau zwei Jahre meines Lebens im Ausland verbringen wollte. Noch nicht genug des Abenteuers haben meine Schwester und ich in der selben Zeit einen mehrmonatigen Backpacking-Trip nach Mittel- und Südamerika geplant und sind ein halbes Jahr nach meiner Rückkehr von Mexiko nach Österreich, 4 Monate mit dem Rucksack durch Costa Rica, Panama, Ecuador, Peru, Bolivien, Chile und Venezuela gereist. Wenn ich an all diese Erlebnisse und Eindrücke zurückdenke, dann erfüllt mich das mit Dankbarkeit.

Dankbar auf der einen Seite für den Mut und die dafür notwendige Umsetzungsfreude und andererseits für all die schönen Erlebnisse, die ich als junger Mensch mit meiner abenteuerfreudigen Familie erfahren durfte. Und ich bin dankbar, dass mein Mann ebenso erlebnishungrig ist und wir nun die Möglichkeit haben, unseren Kindern mit unserem Aufenthalt in Mexiko, ein Stück unserer Entdeckungslust mitgeben zu können.

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Es ist nicht alles Gold, was glänzt